Das Buch „Der weisse Strich“

Strich-Motive in "Die Mauerperformance in West-Berlin"

Im Kapitel "Die Mauerperformace in West-Berlin", welches bezeichnender-
weise gerademal gute 4 Textseiten (mit Bildern 11) der 148 Buchseiten ausmacht findet man auf Seite 52 jene Aussagen, welche die falschen Angaben der Medien über unsere Motive, diesen weissen Strich zu ziehen höchstwahrscheinlich begünstigten. Es heißt da: "Ging es dem einen darum, Spaß zu haben, neue Ecken von Berlin kennenzulernen und zu provozieren, sah der Nächste in der Aktion eine künstlerische und politische Performance, der Dritte eine Markierung der territorialen Engrenzung West-Berlins." Die Markierung der territorialen Eingrenzung West-berlins war keine hinzu-
gekommene Motivation eines Einzelnen. Jürgen Onißeit hatte uns mit der Idee, mit dem weissen Strich die Eingrenzung (West-)Berlins zu verdeutlichen zur Teilnahme zu bewegen versucht. Sie ist deshalb der zentrale Zweck, gewissermassen der Ur-Konsens der Aktion und nicht das hinzugekommene Motiv eines Einzelnen. Spaß, Provokation, Kennenlernen der Mauerumgebun-
gen und Performance-Selbstverständnis gehörten ebenso zu den allen gemeinsamen Motivationen und waren keine individuellen Präferenzen. Indem  diese aber zu separaten Beweggründen Einzelner erklärt werden verliert die ursprünglich ausschlaggebende Idee ihre zentrale Bedeutung und macht damit das Zentrum frei für andere, neu erfundene Beweggründe wie diejenigen, welche Liebold und Sälter in der weiter oben besprochenen Bucheinleitung vorgebracht haben.

Zudem ist auch noch die Rede davon, daß die Mauer ursprünglich vollständig geweißt werden sollte, obwohl die ganzflächige Weißung nur eine hinzu-
gekommene und schnell als unrealistisch erkannte Erwägung gewesen ist, welche kurzeitig zu der Ursprungsidee, einen Strich zu ziehen hinzukam.
Da die Aktion angeblich dazu da sein sollte, die Mauer wieder als depremierend und brutalerscheinen zu lassen würde sich das mit der 
Ursprungsidee eines bloßemn Striches nicht so gut decken. Also haben die Autoren die komplette Weißung der Mauer zur Ursprungsidee erklärt. Was die
Wiederherstellung swa alten Depressiva-Looka der Mauer angeht, der den
Westberliner wieder deutlicher gegen die Mauer positionieren sollte so müßte
es sich in etwa um eine Strategie handeln, die den Gegner eines bestimmten repressiven Gesellschaftssystems dazu veranlassen würde, diejenigen zu wählen, die dieses System am stärksten stützen, weil nur dadurch, daß die zu verändernden Verhältnisse möglicht in drastischer Form existieren, die Men-
schen erkennen, daß diese Verhältnisse unerträglich und also abzuschaffen sind.
 


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